Süße Versuchung und bitterer Beigeschmack

Honig: in aller Munde

Dass Honig lecker und obendrein auch sehr gesund ist, weiß wohl inzwischen jeder. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei einem Kilogramm Honig pro Jahr. Die Supermärkte bedienen diesen Bedarf mittlerweile mit einem beeindruckenden Angebot. Imkerhonige, Biohonige und eine Vielzahl an Sortenhonigen füllen die Regale. Doch hier ist genaues hinsehen gefragt.
Viele der sogenannten Biohonige, die gewiss nach den Vorgaben der verschiedenen Biozertifizierer produziert werden, stammen aus Süd- und Mittelamerika. Wenn ein Glas Honig um die halbe Welt transportiert werden muss, wird der Biogedanke ad absurdum geführt. Doch damit nicht genug.
Vielen Verbrauchern wird nicht bewusst sein, dass ein nicht zu unterschätzender Anteil dieser Honige mit einem Bakterium verunreinigt ist, das auf den Namen Paenibacillus larvae hört. Diese Bakterien sind Verursacher der Amerikanischen Faulbrut (AFB). Diese auch Bienenpest genannte Krankheit ist eine Erkrankung der älteren Bienenbrut und in Deutschland anzeigepflichtig.
Für den Menschen ist dieser Erreger völlig unschädlich. Aber neben der unappetitlichen Vorstellung, sich so etwas auf das morgendliche Brötchen zu streichen, lauert die Gefahr ganz woanders. Nämlich in nicht ausgespülten Honiggläsern, die in Altglascontainern entsorgt werden. Vom Geruch des Honigs werden Bienen angelockt, die den kontaminierten Honig in die Bienenstöcke tragen. Für die adulte Biene ist das vollkommen ungefährlich, für die im Bienenstock befindliche Brut bedeutet das jedoch den sicheren Tod. Für die betroffenen Imker kann das den Verlust ihrer Bienenvölker bedeuten, wenn diese nicht mehr saniert werden können.

Was können wir als Verbraucher tun?

Immer mehr Menschen in Deutschland entdecken die Imkerei als Hobby für sich. Allein beim Deutschen Imkerbund sind 103.370 Imker registriert (Stand 31.12.2015). Nahezu in allen Regionen Deutschlands findet sich der „Imker um die Ecke“. Hier haben Sie die Möglichkeit, köstlichen Honig direkt aus Ihrer Region zu erwerben, und das mit dem sicheren Gefühl, ein naturbelassenes, gesundes Produkt auf Ihrem Frühstückstisch zu haben.
Darüber hinaus leisten Sie mit Ihrem Kauf einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. Nicht nur lange Transportwege werden vermieden. Durch Förderung der regionalen Imker gewährleisten Sie obendrein den Erhalt heimischer Honigbienen und sichern somit die für den Erhalt der heimischen Flora so wichtige Bestäubungsleistung der fleißigen Insekten. Sollten Sie auf das Angebot der Supermärkte nicht verzichten können, denken Sie bitte daran, leere Gläser zu spülen, bevor sie im Altglas landen. Unsere Bienen werden es Ihnen danken.

Quelle: NABU-Naturspiegel
Peter Schöttler und Ulrike Reimann
Honig-aus-orsoy@mail.de