Hilfe aus dem Bienenstock (Propolis)

Dr. Thomas Nieberding

-Propolis-

Biene auf StängelBienen gibt es seit mehr als 125 Millionen Jahren. Sie hatten  Zeitgenossen wie den Changyuraptor, einen vierflügeligen Raubsaurier und erwiesen sich über die Jahrmillionen als Überlebenskünstler. Parallel zur Entwicklung der Blütenpflanzen nahm auch die Verbreitung der Bienen über fast alle Regionen der Welt zu. Viele Eigenschaften eines Bienenvolkes sind entsprechend gut an ein Überleben unter verschiedensten Bedingungen angepasst. Die Menschheit, deren Zivilisation sich mit den Bienen entwickelte,  versucht daher schon, seit Jahrtausenden nicht nur den Honig, sondern auch andere Bienenprodukte als medizinisches Heilmittel für sich zu nutzen.

In der Überlieferung spielt neben Honig und Pollen, Wachs und Bienengift auch Propolis eine große Rolle in der traditionellen Medizin. Schon bei der Einbalsamierung von Pharaonen im alten Ägypten wurde auch Propolis zur Konservierung der Leichname genutzt.

KastanienknospeDie Propolis (feminin, aus dem lateinischen, „ vor der Stadt, oder zum Schutz der Stadt“) ist eine klebrige, dunkle, harzähnliche Substanz, die die Bienen aus Rissen und Spalten an Bäumen und Baumknospen sammeln. Dieses Harz dient den Bäumen als Schutz vor eindringenden Schädlingen, Bakterien und Pilzen und versiegelt oberflächliche Rindenverletzungen. Es ist wasserabweisend und Fäulnis hemmend und wirkt als Wärmeisolator.
SONY DSCDie wichtigste Quelle in Mitteleuropa ist die Schwarzpappel, aber auch andere Pappeln und Espen dienen als Lieferanten für den Ausgangsstoff der Propolis. Die Bienen sammeln den harzartigen Stoff, versetzen ihn mit Sekreten aus den Mandibeldrüsen und transportieren diese Substanz  wie Pollenhöschen. Pro Flug werden so etwa 10 mg Propolis geerntet. Nach 10 000 Sammelflügen sind so 100 g Propolis zusammen gekommen. Ein normales Bienenvolk trägt pro Jahr etwa 50 – 150 g Propolis zusammen.

Bienen brauchen die PropolisSONY DSC

  • Um den Stockeingang zu verengen
  • Zur chemisch geruchlichen Tarnung
  • Zur Einbalsamierung großer Eindringlinge
  • Als Dichtmittel gegen Feuchtigkeit
  • Zur Desinfektion
  • Zur Hemmung von Pilz- und Pflanzenwachstum

Da in einem Bienenstock etwa 35°C Temperatur herrschen, muss man davon ausgehen, dass dort ideale Wachstumsbedingungen für Bakterien und Pilze herrschen. Es ist für die Bienen daher lebensnotwendig einen ausreichend desinfizierenden und bakteriostatischen Stoff nutzen zu können um die Volksgesundheit zu erhalten.

Die Propolis selber besteht aus etwa 400 Einzelsubstanzen, zu denen gehören z.B.

  • Hydrochinone, gegen Fehlpigmentierung in Kosmetika eingestzt, aber u.U. krebserregend
  • Flavonoide und Diterpene, gegen Pilze und Bakterien hilfreich
  • Kaffeesäure Phenylester, u.U. gegen Krebserkrankungen, wirken im Zellversuch etwa gegen Darmkrebs, hemmen die Angiogenese, d.h. die Gefäßaussprossung in Tumorgeweben. Auch am Herzen sollen Herzmuskelzellen vor den Nebenwirkungen von Tumortherapeutika geschützt werden können
  • Aminosäuren , Zucker und Vitamine

Da es sich um ein von Bienen weiter verarbeitetes Produkt handelt, sind allergische Unverträglichkeitsreaktionen beschrieben. Vor der Anwendung sollte daher eine Allergie gegen Bienen(gift) erfragt werden. (Vielleicht sind die allergischen Reaktionen aber auch auf die Ursprungspflanzen zurück zu führen, Pappel als beliebtes Heuschnupfenallergen!)

Die Propolis wird am Bienenstock geerntet, indem man entweder mit dem Stockmeissel Propolis abschabt und einsammelt (dann oft mit Holzspänchen und anderen Stoffen aus der Umgebung vermengt), oder indem man Plastiknetze oder Kunststoffgitter auf die Zargen auflegt. Die Bienen verkitten diese Zwischenräume. Dann nimmt man Netz oder Gitter ab, friert dieses bei – 18°C einige Tage ein und rollt es dann aus. Dadurch löst sich die Propolis und kann in größeren Mengen und relativ rein gewonnen werden. Zu beachten ist, das Propolis gerne Schadstoffe wie Schwermetalle aufnimmt und auch Insektizide wie Akarizide, die im Obst- und Weinbau gegen die Spinnmilbe eingesetzt werden, akkumulieren können. Propolis sollte daher nicht unbedingt aus  Stöcken geerntet werden, die in Obstplantagen aufgestellt bleiben. Auch Varroazide können in der Propolis gespeichert bleiben.

Die Propolis wird in saubere und gut verschließbare Glasgefäße gesammelt (es sind bis zu 10% flüchtige Substanzen enthalten) und kühl und dunkel gelagert.
Normalerweise ist die Propolis bei 30°C klebrig, geschmeidig und bei 15°C spröde. Sie riecht harzig und schmeckt leicht bitter, ist nicht wasserlöslich, aber gut in Alkohol auflösbar.
Im Prinzip lassen sich aus Propolis alle möglichen Tinkturen, Salben, Cremes, Zahnpasta und Inhalativa herstellen.
Rechtlich werden diese Propolisbereitungen als Fertigarzneien angesehen  die eigentlich einer Zulassung bedürfen.

Rohpropolis kann gewonnen  und auch verkauft werden, wenn nicht auf die arzneiliche Nutzung hingewiesen wird. In diesem Sinne kann man Propolis etwa zum Herstellen von Holzanstrichen nutzen indem man Propolis mit Salmiak oder Spiritus suspendiert. (300 g Propolis und 1l Spiritus drei Wochen stehen lassen, Quelle: Schweizerische Bienen-Zeitung

SONY DSCPropolistinktur darf nur für den eigenen Gebrauch hergestellt werden. Will man es verkaufen dürfen nur Apotheker die Herstellung durchführen, (Man könnte aber Mischsets verkaufen). Das gilt genauso für die Herstellung von Cremes, auch die dürfen nur für den eigenen Verbrauch hergestellt und verwendet werden. Je nach Herkunftsland sind die spendenden Pflanzen und Bäume unterschiedlich, sodass auch die Zusammensetzung der Propolis sehr stark schwanken kann. Aus Untersuchungen weiß man, dass die europäische Propolis viel antibakteriell wirkende Flavone enthält, wohingegen die brasilianische Propolis eher Diterpene gegen Bakterien enthält. Sogar innerhalb Europas schwankt die Zusammensetzung stark. Eine Untersuchung von Propolis aus der Schweiz, aus Deutschland und Bulgarien zeigte, dass eine Standardisierung auch innerhalb Europas unmöglich ist. Propolis ist nicht gleich Propolis. Trotz allem kann man Propolis sicher eine antibakterielle, eine fungizide und eine Tumor hemmende Eigenschaft zuschreiben.GrafikDabei ist die antibakterielle Wirkung stark im gram positiven Bereich, d.h. im Bereich vieler Haut- und Oberflächenkeime ausgeprägt. In diesem Sinne sind positive Erfahrungen in der Zahnheilkunde, Mundhygiene und bei Hautwunden beschrieben. Leider gibt es nur wenige kontrollierte Untersuchungen am Menschen, was möglicherweise an der fehlenden industriellen Vermarktbarkeit und den geringen Gewinnerwartungen liegen kann. Deutsche Propolis ist auch gegen gram negative Fäkalkeime wirksam, wie sie etwa bei Harnwegsinfekten häufig sind (sog. Colibakterien). Auch einzelne Pilzinfektionen lassen sich wahrscheinlich gut behandeln, hier liegen Daten zur Wirksamkeit gegen Hefepilze (Candida spezies) vor.

Neben Bakterien wird auch eine Aktivität gegen Viren beschrieben, hier ist die Nutzung bei Lippenherpes und Hautwarzen sowie menschliche Papillomaviren zu nennen.
Auch eine Wirkung gegen Tumorerkrankungen scheint möglich. Es ist aber so, dass hier so gut wie keine Daten am Menschen vorliegen, sondern aus dem Verhalten von Tumorzellen in Zellkulturen gegenüber Propolis auf eine solche Wirkung zurück schließen lässt.

Aus vielerlei Quellen gibt es Hinweise, dass Propolis in verschiedenen Darreichungsformen gegen folgende Erkrankungen wirken kann:

  • Chronische Scheidenentzündungen (5% Propolislösung für 7 Tage einmal / Tag)
  • Mundaphten   500 mg / Tag
  • Zahnfleischentzündung
  • Blasenentzündung (mit Cranberry zusammen)
  • Herpesinfektionen (Salbe /Creme)
  • Infektionen durch Humane Papilloma Viren
  • Asthma (als Inhalativum)

Herstellung einer Propolistinktur :
Die Propolis erst einmal mahlen. Das gelingt am Besten in alten elektrischen Kräutermühlen, neuere Modelle gehen zu schnell kaputt. Die Propolis soll tiefgefroren sein, dann nur kurz mahlen um die Propolis nicht zu stark zu erhitzen.
Man braucht:

  • Propolispulver
  • 70% igen Trinkalkohol = Weingeist aus der Apotheke,oder bei www.prima-sprit.de
  • Zwei dicht schließende (Mineralwasser)Flaschen
  • Kaffeefilter und Seihtuch
  • Waage mit 0,1 g Teilung, Messbecher und Tasse

Propolis mit vierfacher Menge Alkohol ansetzen. (100g Propolis + 400 g Alkohol 70% = 20 %iger Ansatz)
So wird sowohl die alkohol- als auch die wasserlösliche Fraktion der Propolis herausgelöst. Dunkel und kühl stellen und täglich gründlich schütteln, bis sich nichts mehr löst. Was nach einigen Tagen als Satz übrig bleibt sind unlösliche Stoffe wie Wachse z.B.
Vorsichtig, ohne zu schütteln, die Lösung bei kalten Temperaturen (sonst verdampft ein Teil des Alkohols) filtern, auf dunkle Fläschchen ziehen und kalt und dunkel lagern.

 Propolis Salbe / Creme :
2 g 10 oder 20 %ige Propolistinktur in 18 g DAC Basiscreme (DAC = deutscher Arzneimittelkodex)
Oder 2 g 10 oder 20% ige Propolistinktur in Wollwachsalkoholsalbe = Eucerinum anhydricum oder Lanolin einrühren. Jeweils gut mischen damit der Alkohol verdampft.

http://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/propolis.pdf
http://propolis-ratgeber.info

 

Tabelle aus : Chemical Composition and Antimicrobial Activity of European Propolis
A.G. Hegazi, Faten K. Abd El Hady, Fayrouz A.M. Abd Allah, Z. Naturforsch. 55c. 70-75 (2000)