Der Imker ist in erster Linie Naturschützer – auch bei Wespen in Hausnähe

Honigbienen hält man nur mit der Natur, nicht gegen die Natur. Das lernt ein angehender Imker als erstes. Der Umgang mit den Honigbienen lehrt daher Respekt. Nicht nur vor der Honigbiene, sondern allen Lebewesen. Über die Beschäftigung mit Trachtpflanzen und dem Nahrungsangebot für „seine“ Bienen beschäftigt sich ein Imker zwangsläufig mit einer Vielfalt von blühenden Pflanzen und kommt darüber in Kontakt zu anderen Fluginsekten, die die Blüten auch besuchen. Dazu gehören neben Schmetterlingen auch Schwebfliegen und Wespen. Hornissen, ebenfalls aus der Familie der Hautflügler, sind Räuber und interessieren sich für Wespen und Bienen, aber weniger für Blüten.
Im Frühjahr verirren sich solitärlebende Wildbienen, Hummeln und Wespen auf der Suche nach Nistmöglichkeiten in Schuppen und Garagen. Ein Wespennest in der Garage steht in der Regel auf niemandes Wunschliste, auch bei Hornissen werden viele nervös. Was tun, wenn sich nun ein Fluginsekt in der Garage ansiedeln möchte?
Zunächst gilt es, das Tier einzufangen. Das geling mit etwas Geduld mit einem Bierglas und einem Deckel oder einer transparenten Fahrradflasche.
Dann folgt die Identifizierung, die das weitere Prozedere bestimmt:
Hummeln und Wildbienen sind leicht zu erkennen. Sie sind meist pummelig und behaart. Hier genügt es, sie aus der Garage zu verscheuchen.
Um Wespen, Bienen und Hornissen zu unterscheiden, ist eine vergleichende Bildersuche im Internet hilfreich. In der Abbildung sind Smartphone-Fotos eines jüngst gefangenen etwa 2,5 cm großen Insekts und darunter Vergleichsbilder gezeigt. In diesem Falle handelt es sich um eine Wespe, erkennbar an der charakteristischen Färbung.

Abbildung: Gefangenes Fluginsekt in verschiedenen Perspektiven. Darunter Vergleichsabbildung zu Identifizierung.

Honigbienen interessieren sich gar nicht für Garagen, es sein denn, ein Lappen oder Werkzeug mit Honigresten daran liegt offen herum. Hornissen nisten gerne in Bäumen, daher ist es weniger wahrscheinlich, dass sie zwecks Nistplatzsuche zurückkommen. In beiden Fällen kann eine weit geöffnete Tür und etwas Geduld reichen.
Die Wespe macht, wenn einmal gefangen, etwas mehr Arbeit, da sie oft ein massives Interesse an trockenen Schuppen und Garagen als Nistplatz hat. Sie umzubringen, verbietet sich für den respektvollen Imker zum einen von selbst, zum anderen stehen Sie unter Naturschutz. Bei der mutwilligen Zerstörung eines Wespennestes ist ein empfindliches Bußgeld möglich, daher gilt es, den Nestbau schon in den Anfängen zu unterbinden.
Eine Möglichkeit ist, nun in mehreren hundert Meter Abstand das gefangene Tier wieder freizulassen, in der Hoffnung, dass es eine geeignetere Heimstatt findet.

Im Falle der im Bild gezeigten Wespe hat das gut funktioniert.

21.04.2021
Prof. Dr. Claus Brell